Press release

Wie kam es zu "Portraits junger Politik" und warum ist es on hold?

The story behind

Es war etwas völlig anderes, was den Gedankengang ausgelöst hatte. Zu dieser Idee… Zu dieser brisanten und gerade aus heutiger Sicht besonders interessanten Doku-Reihe. Sie entstand über Umwege aus dem Umstand, dass jemand bezüglich alten Bildmaterials um Rat fragte. Was daraus erwuchs, ist ein zeitloses Film-Dokumentations-Transkript eines damals jungen Filmemachers, der Zeit seines künstlerischen Schaffens kritisch an systematischer Dynamik im größeren Kontext geschrieben und geforscht hatte und diesen filmischen Ansatz dafür als eine weitere „Gelegenheit“ sah. Und als sehr wichtig erachtete. Eine Idee, die heute immer noch darauf wartet, umgesetzt zu werden.

Die Vorgeschichte & das Konzept

Ein Journalist - mit dem sich der Filmemacher und Regisseur vor vielen Jahren regelmäßig in Berlin getroffen hatte, um Gedanken und Ideen auszutauschen (und mit dem ihn auch eine kollegiale Freundschaft verband) - schlug dem Regisseur damals vor, gemeinsam an einem Projekt weiterzuarbeiten, was besagter Journalist zuvor mit einem jungen Abgeordneten angefangen hatte. Und wo noch nicht klar war was es werden soll und wohin es damit geht. Dabei zeigte er dem Filmemacher provisorische Aufnahmen von einem Interview mit dem jungen Abgeordneten und fragte, ob dies nicht interessantes Filmmaterial wäre. Und wie man damit weiterverfahren könne. 

Der Filmemacher sah darin bis zu diesem Zeitpunkt eher einen kurzen Fernsehbeitrag oder Teil eines News Beitrags, zum Beispiel über Berlin oder den Bundestag. Was ihn wenig reizte. Aber ihm kam eine Idee. Er versuchte um diese Vorabaufnahmen herum ein Konzept für eine interessantere und weiterreichende Doku zu Politik im Ganzen zu konstruieren. Zum Beispiel den Abgeordneten bei der Wahl, also dem Einzug in den Bundestag, zu begleiten und über eine längere Zeit bei seiner täglichen Arbeit als Abgeordneter zu filmen und zu interviewen. Das konnte sich der Regisseur durchaus vorstellen. Und auf diese Weise einen langreichenden Einblick in die Arbeit eines jungen Politikers zu bieten, fand der Regisseur im Ansatz reizvoll. „Da dies wichtig wäre für das Vertrauen in die Politik. Denn das sind Menschen wie du und ich.“ Auch dem Journalisten gefiel diese Weiterentwicklung.

Aber der Regisseur war noch nicht zufrieden. Zum einen wäre dies nicht neutral genug und könne wie eine Werbung für einen Abgeordneten wirken, der in den Bundestag gewählt werden möchte. Als Künstler ließe er sich prinzipiell weder von Politik noch von Wirtschaft „vor den Karren spannen“. Und zum anderen würde es noch nicht unterstreichen, worum es ihm bei dieser neuen Idee ginge. Die Dynamik im Verlauf der politischen Karriere. Dazu müsste man ein Muster erkennen. Und dafür bräuchte es mehr als 1 Portrait.

So erweiterte er sein Gedankenspiel über die kommende Zeit. Zu dem finalen Konzept. Der Idee einer ganzen Doku-Reihe mit verschiedenen Biografien. Junge Politiker aller bekannten Parteien oder jene die es werden möchten im Bundestag zu Beginn ihrer politischen Karriere zu filmen und zu interviewen und somit Einblick in die Politik und was sie mit einem macht, zu gewähren. Und zu zeigen, mit welcher Motivation junge Politiker antreten. Und natürlich aus seiner künstlerischen Sicht indirekt dadurch auch, wie diese sich im Laufe der Jahre ändert. Was man zum Beispiel mit Zitaten oder Interviews älterer Kollegen ergänzen oder gar gegenüberstellen könnte. Und sie sollte den Namen „Portraits von Morgen“ tragen. Was er später umbenannte in „Portraits junger Politik“. 

Der Journalist war überrascht darüber, wie sich seine anfängliche Anfrage dahingehend wie man mit dem Interviewmaterial weiterverfahren könne, nun zu etwas ganz Anderem und viel Größerem im Kopf seines Gesprächspartners entwickelt hatte. Aber er war diesem komplett neuen Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen und fand sie als Journalist sehr reizvoll und brisant. Hier könnte seine Arbeit und Erfahrung als Journalist richtig einfließen. Er könnte die Interviews führen und redaktionell politisch beratend mitwirken. Auch könnte man gezielt zum Zeitgeschehen oder auch in der politischen Historie angesiedelte Fragen erörtern. 

Unter der Regie des Filmemachers und Ideengebers dieses neuen Projekts wurden mit dem Journalisten als Interviewer und dem jungen Abgeordneten, von dem das vorangegangene Roh-Material aus dem anderen offenen Projekt  stammte, als Interviewter erste Pilotsendung Proben gedreht. Man wollte mit einem Zusammenschnitt daraus dann weitere junge Politiker ins Boot locken.

Alles in allem war somit die Idee zu der Doku-Reihe „Portraits junger Politik“ geboren. 

Und nun musste nur noch an langer Hand vorbereitet werden. Dafür mussten zu jener Zeit junge Abgeordnete der verschiedenen Parteien gefunden werden, die dazu bereit wären sich für so lange Zeit filmisch begleiten zu lassen. Und genau hier lag das Problem. Nach der anfänglichen Begeisterung einzelner junger Politiker zu dieser mutigen Idee, war dann wohl ihre (unbegründete) Sorge, dabei nicht so gut wegzukommen, am Ende größer. Und die Verhandlungen verliefen zum Abschluss hin jedes Mal zäh und zunehmend stockender. Unbegründet, weil: Sowohl der Journalist -mit seiner langjährigen Erfahrung bei Interviews und seiner Überzeugung gegenüber einer „freien Gesellschaft“ und einer offenen politischen Landschaft keinen der jungen Politiker in irgendeiner Weise benachteiligt hätte. Als auch der Regisseur - der schon in seinen philosophischen und gesellschaftskritischen Essays mehrfach seine Überzeugung darüber zum Ausdruck gebracht hat, dass er solche Modelle wie ein „politisches Koordinatensystem“ für überholt halte. Und er sich zum einen gegenüber verschiedenen politischen Parteien eher neutral in seiner Haltung sehe, und zum anderen auch durch seine Nichtbereitschaft seine Arbeit für andere Zwecke missbrauchen zu lassen, keinem der jungen Politiker einen Vorrang oder Nachteil hätte entstehen lassen wollen. „Es ginge mehr um das Große und Ganze, die Politik als Solches und wie junge Politiker in sie eintreten“ so sein Wortlaut in den Texten.

Das Projekt kam zum Stillstand. Bis heute.

Die Nachfrage, ob er denn dann nicht wenigstens mit dem Material des ersten Abgeordneten, von dem ja auch das Veranschaulichungsmaterial aus der vorangegangenen Anfrage stammte, noch etwas anderes machen wolle, lehnte der Regisseur ab. „Das war nicht die Idee. Und so sei keine Neutralität gegeben und das Motiv hinter der Idee scheint nicht durch.“ Und so kam es. Und das Projekt liegt bis heute auf Eis. Aber von seiner Idee – die sich aus einer ursprünglich ganz anderen Anfrage des Journalisten heraus eigenständig entwickelt hatte – ist der Regisseur bis heute überzeugt. Und wenn sich eine neue Gelegenheit böte, würde er diese gern in die Tat umsetzen. „Und wenn nicht in diesem Land, dann eben in einem Anderen. Ist mir völlig egal. Denn ich glaube, dass das, was ich zeigen möchte, überall auf der Welt auf politischen Bühnen zu finden ist“. 

Natürlich würde er dazu gern wieder mit jenem Journalisten zusammenarbeiten wollen, der ihn indirekt dazu verleitet hat, diese Idee zu entwickeln.